Liebe Freund*innen des Frauen*- und Kinderschutzhauses Troisdorf,

das neue Jahr hat im Haus mit einer Krankheitswelle begonnen.  Grippe, Windpocken und langwierige Erkältungen sind unter den Bewohner*innen und Kolleg*innen grassiert.  Wir sind Flexibilität gewohnt, aber diesmal  mussten die gesunden Kolleg*innen im Haus viel abfangen.  Die Pandemiezeit hat uns gelehrt, die Bälle zu nehmen wie sie kommen. Damit sind wir gut gefahren.

Im letzten Jahr sind zwei Familien mit Kindern mit Handicap eingezogen.  Wir machen also die ersten Erfahrungen mit Eingliederungshilfe, Pflegekasse, Förderschule, Fahrdiensten und natürlich mit den Abläufen im neuen Haus, der Einrichtung in den Wohnungen und unserem Angebot nach erlebter häuslicher Gewalt. Wir haben Glück mit der Ausstattung  des neuen Hauses und dem rollstuhlgerechten Appartement.  Es ist schön zu sehen, wie schnell wir den Familien Unterstützung anbieten konnten.  Gleichzeitig benötigen wir Mithilfe von anderen Fachstellen. Denn wir sind nicht erfahren mit einem entsprechenden Hilfesystem.  Es braucht schnelle unkomplizierte Mitdenker*innen, die wissen wie Förderwege laufen, wo spezielle Hilfsmittel zu bekommen oder eine alltagsbegleitende Hilfe zu beantragen ist. Noch lernen wir. Und das müssen wir auch, denn:

Frauen und Mädchen mit Behinderungen erleben oft Gewalt, die sich in unterschiedlichen Formen äußert. Dazu gehören Beschimpfungen sowie körperliche und sexualisierte Gewalt. Jede dritte bis vierte Frau mit Behinderung hat in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erfahren. Das ist zwei- bis dreimal häufiger als bei Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt. Auch Diskriminierung und Gewalt in Einrichtungen der Behindertenhilfe gehören zum Alltag vieler Frauen mit Behinderungen. Strukturen in den Einrichtungen können Gewalt fördern und begünstigen.  Zu diesem alarmierenden Ergebnis kam 2012 die Studie "Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland" der Universität Bielefeld. Sie wurde im Auftrag des Bundesfrauenministeriums durchgeführt. Bundesministerium für Gleichstellung, 2021

Das Frauen*- und Kinderschutzhaus will  sich öffnen und weiterentwickeln. Auch sind mittlerweile die ersten 16 jährigen Söhne mit eingezogen. Wir erleben die Jungs als offen und interessiert. Sie bereichern das Gemeinschaftsleben im Haus. Das war insbesondere bei Aktionen in der Weihnachtszeit zu spüren.  Und sie ermöglichen eine willkommene Vielfalt und Weiterentwicklung im Kinder- und Jugendbereich.

Es wird bunt – so wie wir es wollten!

Das alles läuft planmäßig, aber nicht ohne Hürden und Mauern. Wir müssen dazu lernen und neues wagen. Mit dem Umzug ist das kleine versteckte Frauenhaus, zu einem größeren Betrieb geworden. Mehr Bewohner*innen, neue Personengruppen, mehr Personal, mehr Hausorganisation.  Das fordert auch eine entsprechende Verwaltung und Organisation.  Wir wachsen – für gewaltbetroffene Frauen* und Kinder….

… und wir tun es gerne!

Das Team des Frauen*und Kinderschutzhauses Troisdorf